Projet d'agglomération du Grand Genève

Ptgg sch agglo schema 161109vdw a4 sl se
Projekttitel:

Agglomerationsprogramm 3. Generation (PA3), Grand Genève (2015-2016)

Zentrale Themen:

Metropolitane Strategie, integrale und massstabsübergreifende Planung Stadtentwicklung - Verkehr - Landschaft, regionales Raumkonzept Schweiz - Frankreich, grenzüberschreitende Planung, Netzstadt, Land- und Parkschaft, interkommunale Entwicklungsräume, metropolitane Landschaft, öffentliche Landschaften, transformative Prozesse, strategische Raumplanung, Regionalökonomie, qualitative Verdichtung, radiale Stadtentwicklung, polyzentrische Stadtentwicklung, clusterorientierte Regionalentwicklung, Erhalt und in Wertsetzung der Landschaft, Zusammenspiel dynamische Gebiete und Schrumpfungsgebiete, ÖV als Träger einer nachhaltigen, kosteneffizienten Stadtentwicklung

Team:

GGau (Federführung), mrs partner AG (Verkehr), Van de Wetering Atelier für Städtebau GmbH (Städtebau, Verdichtung), Acadie, Topos, Infras, AMT, ecotec, Sofies

Auftraggeber:

Kanton Genf, Projektbüro Grand Genève

Links:

Projekt erstes Agglomerationsprogramm

Projektbüro Grand Genève

Vergleichbare Projekte:

Agglomerationsprogramm Bern - Mittelland

Agglomerationsprogramm RUN - Neuchâtel - La Chaux-de-Fonds

Agglomerationsprogramm St. Gallen - Bodensee

Ptgg sch agglo%202030 85000 161117vdw zoom

Die grenzüberschreitende Agglomeration von Genf (600'000 Einwohner im Kernbereich, 1'5. Mio. Einwohner in der gesamten Region) versucht den Trend der unkontrollierten Verstädterung zu bremsen und ein Gleichgewicht zwischen Wohnen und Arbeiten sowie eine hohe räumliche Qualität herzustellen. Die Planung begann 2007 im Rahmen der schweizer Agglomerationsprogramme. Ziel dieser Agglomerationsprogramme ist die Stärkung der (internationalen) Konkurrenzfähigkeit der schweizer Städte und Agglomerationen und gleichzeitig die Förderung einer nachhaltigen, qualitativen Stadtentwicklung. Wichtige Ausgangslage war aber vor allem der Rückzug der öffentlichen Hand und die beschränkten finanziellen öffentlichen Mittel: gefragt sind darum Stadtentwicklungsmodelle mit zukunftsfähigen, äusserst effizienten und umsetzbaren Lösungen. Mit dem ersten Agglomerationsprogramms „Franco-Valdo-Genevois“ begann die Planung, die zwischen 2008 und 2011 mit den PACA-Studien (Périmètres d‘aménagement coordonnées d‘agglomération) vertieft wurde. Das erste Agglomerationsprogramm wurde mit den 2. und 3. Agglomerationsprogrammen in 2012 resp. 2016 unter den Namen „Grand Genève“ aktualisiert.

Vielseitigkeit und Kontraste als Qualität

Die Agglomeration von Genf liegt in zwei Länder, fünf Regionen (die schweizer Kantone Genf und Waadt und die französische Departemente Haute-Savoie, Ain und Jura) und umfasst 212 (!) eigenständige Gemeinden. Die historisch strategische Lage auf der Schnittstelle zwischen drei Landschaftsräumen (Jura, Alpen, Rhônetal) macht die Region sehr vielseitig. Es ist aber auch eine Region der Kontraste, mit einer extremen wirtschaftlichen und demographischen Dynamik um den Genfersee, und gleichzeitige strukturschwache nGebieten die von einer starken Schrumpfung geprägt sind (Jurabogen, Bellegarde).

Integrale Städtebau- und Verkehrssysteme

Das erste Agglomerationsprogramm bedeutete eine erste grenzüberschreitende regionale raumplanerische Zusammenarbeit. Wichtig war darum eine gleichwertige Betrachtung aller Teilregionen. Grundidee des Konzepts ist einerseits die Konzentration der Entwicklung in der Kernagglomeration entlang sechs historischen Einfallsachsen, mit neuen leistungsfähigen ÖPNV-Achsen (Tram, Regiotram) als Rückgrat und eine optimale Verknüpfung mit den sechs neuen CEVA-Bahnhöfen (neue grenzüberschreitende S-Bahnlinie zwischen Genf und Annemasse). Wichtig war eine möglichst geringe Abhängigkeit vom Autoverkehr und somit ein Fokus auf energieeffiziente, kompakte, integrale Städtebau- und Verkehrssysteme und der Erhalt der grosszügigen Landschaft im dichten Ballungsraum. Andererseits ging es um eine qualitative Entwicklung und effiziente Vernetzung der peripheren Teilregionen. Dafür spielen das bestehende und teils stillgelegte Bahnnetz, ergänzt durch ausgewählten historischen Hauptverbindungen mit schnellen, regionalen Busverbindungen, eine neue strukturierende Rolle. Die konzentrierten Frequenzen des öffentlichen Verkehrs werden dabei als Chance gesehen und für die Ortsaufwertung genutzt. Mit einer punktuellen qualitativen Verdichtung im Umfeld der kleinen Bahnhöfe resp. im Bereich der Ortsdurchfahrten werden die gute Sichtlage und die Frequenzen genutzt und somit Nahversorgung und soziale Infrastruktur lokal gesichert. Ein neues raumplanerisches Regelwerk auf regionaler und kommunaler Ebene ermöglicht dabei eine qualitative Verdichtung des bestehenden Siedlungsgebiets.

Positive lokale Auswirkungen der regionalen Lösungen

Eine Besonderheit des Agglomerationskonzepts waren die positiven lokalen Auswirkungen der regionalen Lösungen. Dafür wurden mit den PACA-Studien die sechs historischen Einfallsachsen in der Kernagglomeration als Entwicklungskorridore vertieft. Für die peripheren Gebiete entstanden mit drei „Lignes directrices“ kohärente, im Gesamtsystem der Region eingebettete Entwicklungskonzepte. Die Bearbeitung der PACA-Studien und „Lignes directrices“ waren aber gleichzeitig ein wichtiger Dialogprozess mit kommunalen und regionalen Akteuren, Fachgremien und Politik.

Akzeptanz und Umsetzbarkeit

Das erste Agglomerationsprogramm „Franco-Valdo-Genevois“ gilt als das erfolgreichste erste Agglomerationsprogramm der Schweiz. Die Kombination eines integralen Zukunftsbildes mit umsetzbaren Massnahmen wurde gewürdigt mit dem absolut grössten und prozentual höchsten Finanzierungsbeitrag des Bundes. Das erste Agglomerationsprogramms wurde 2010 zudem mit dem 8. europäischen Städtebaupreis gekrönt. Gewürdigt wurde dabei nicht nur die vorbildliche, zukunftsorientierte, integrale Planung von Städtebau, Mobilität und Landschaft. Das Konzept zeigt vor allem, wie gut durchdachte regionale Strategien nicht nur regionalen Zielsetzungen folgen, sondern auch zu lokalen Aufwertungen beitragen und auf bestehende kleinräumige Strukturen (sozial, räumlich) und Identitäten aufbauen können. Dies fördert eine konstruktive Mitwirkung und eine breite Akzeptanz, was insbesondere bei einem so komplexen und schwierigen Thema wie die Entwicklung einer Agglomeration nicht selbstverständlich ist. Der Erfolg der Planung spiegelt sich letztlich auch in der schnellen Realisierung von Massnahmen.